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Nerdiges

Leaving Google, Episode II

Dienste wie Whatsapp, Google, Facebook und Microsoft sind allgegenwärtig. Sie sind komfortabel und kostenlos. Was spricht also dagegen, sie ausgiebig zu nutzen? Wenn man ein bisschen genauer hinsieht muss man feststellen, dass der Schein trügt: die Dienste sind nicht kostenlos. Wir zahlen einen hohen Preis. Mit unseren Daten und unserer Unabhängigkeit.

In einem vergangenen Beitrag hatte ich schon mal das Projekt gestartet, den GMail (und ähnlichen) Diensten den Rücken zu kehren. Damals hatte ich das Projekt aufgegeben, weil der Wechsel doch einiges an Annehmlichkeiten entbehren ließ. Doch seit rund einem halben Jahr nehme ich noch einmal Anlauf, und diesmal klappt es 🙂

„Ich habe nichts zu verbergen“ – „sollen die doch über mich speichern, was sie wollen“ – „die Werbung interessiert mich eh nicht“. Viele Argumente dagegen scheinen vielen Leuten egal zu sein. Auf der anderen Seite fühlt man sich schnell entblößt und ertappt, wenn plötzlich zielgenaue Emails eintrudeln, noch dazu genau zu der zeit, wenn man sein Gerät in die Hand nimmt. Woher die das wissen? Ganz einfach: Weil wir es ihnen sagen.

Whatsapp gehört zu Instagram und Facebook. Microsoft dominiert den Betriebssystemmarkt, dazu Office, Hotmail, Outlook und neuerdings MS Teams. Google gehört ohnehin fast alles – die Websuche, Handybetriebssysteme, GMail, Analytics, Google Photos, Kalender, Aufgaben, Maps. Google weiß nicht nur, was wir mögen, sondern auch jederzeit, wo wir sind. Amazon dominiert den Warenversand, neuerdings auch Lebensmittelbestellungen fast in Echtzeit. Die Industrie hat es geschafft, uns so smartphoneabhängig zu machen, dass wir kaum eine rote Ampelphase ohne Blick auf das Handy schaffen. Kein Schritt wird ohne Handy gemacht: Zu Hause, an der Arbeit, im Auto, auf dem Klo, im Urlaub, im Supermarkt. Und zu allem Überfluss lassen wir uns jetzt noch freiwillig(!) in unseren eigenen Wohnungen permanent abhören und überwachen – und ZAHLEN sogar noch für die Geräte, um überwacht werden zu können? Für welchen Gegenwert? Dass Amazon unseren Fernseher leiser schalten kann, weil wir selbst zu faul sind, eine Fernbedienung in die Hand zu nehmen? Damit Amazon unsere Einkaufsliste schreiben kann, weil wir zu faul sind, einen Zettel und einen Stift in die Hand zu nehmen? Schöne neue Welt.

Ohne mich, dachte ich. Wie gesagt, ich finde viele der Services toll. Aber es geht auch ohne. Wirklich? Ich weiß nicht. Nicht ohne Einschränkungen. Oder doch?

Im Dezember 2020 fing ich an, einen Mailserver aufzusetzen. Warum gerade E-Mail? Weil die Emailadresse das Herzstück unserer Kommunikation und Logins ist. Egal bei welchem Service ich mich anmelde, der Unique key ist immer Email-Adresse oder Handy Nummer. Damit weiß mein Anbieter, wo ich überall registriert bin. Mails bei Freemailern werden durchgescannt und sind im Klartext auf den Servern gespeichert. Der einzige Schutz dagegen ist ein eigener Mailserver (oder ein sicherer Bezahldienst, der auf Datenschutz ausgerichtet ist, wie posteo.de oder mailbox.org).

Ich probiere proprietäre Bezahldienste gegen OpenSource Produkte zu ersetzen. Hierbei fällt auf, dass es viele Alternativen gibt, für so ziemlich alles. Es ist nicht immer unkomfortabler zu nutzen, also traut Euch:

  1. Statt Lastpass (zum speichern meiner Passwörter) gibt es Bitwarden.
  2. Statt Windows geht auch Linux (ich nutze Mint, Ubuntu geht aber auch)
  3. Statt Whatsapp gibt es Signal (und dank der neuen Whatsapp Nutzungsbedingungen sind erfreulicherweise momentan auch viele Menschen wechselwillig)
  4. Statt Evernote oder GoogleKeep für Notizen empfehle ich Joplin
  5. Statt Chrome empfehle ich Firefox (oder für das Handy: den DuckDuckGo Browser)
  6. Statt Google geht auch DuckDuckGo)
  7. Statt OneNote, GoogleDrive oder Dropbox läßt sich eine eigene Nextcloud selber hosten. Hierüber lassen sich dann auch die eigenen Kontakte und kalender hosten und synchronisieren
  8. Statt Instagram, facebook und twitter geht auch – gar nichts. kein Mensch braucht socialMedia. 🙂
  9. you name it

Fazit: Traut Euch. Und handelt bewusst. Denkt nicht, nur weil ihr sowieso schon 100 Dienste nutzt macht der 101. auch keinen Unterschied mehr. Manche Schritte sind groß, andere sind kleiner. Auf jeder Fall ist jeder Schritt zu mehr Selbstbestimmtheit und Datenschutz ein Schritt in die richtige Richtung. Überzeugt andere. Postet KEINE Kinderfotos. Niemals. Auch nicht „privat“. Die Fotos landen auf Servern, die ihr nicht kontrollieren könnt und sie verschwinden dort nie mehr. Wie oft habt ihr in den letzten Jahren von Datenleaks gehört? Wie viel ist Euch das Risiko wert, dass Eure Kinderfotos öffentlich werden?

Ein guter Beitrag zu dem Thema wurde kürzlich vom CC2 gesendet. Schaut ihn Euch an und macht Euch Euer eigenes Bild 🙂

CC2tv #281

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