24 Jahre und 59 Tage nach dem Bestehen meines Autoführerscheines war es soweit: meine praktische Motorradprüfung (Vol.2) stand an. Prüfungsangst? Trotz fast täglicher Fahrpraxis beschreibt es das nicht einmal annähernd, denn Fahrschulstraßenverker und echter Straßenverkehr könnten unterschiedlicher kaum sein.
Eine Kleinigkeit, die im Alltag eher eine Randnotiz wäre und die Prüfung ist gelaufen. Eine unglückliche Konstellation, die in der Aufregung der Prüfung nicht gut interpretiert wird, ein falsch abgesetzter Fuß oder ein falsch umfahrenes Hütchen und das Damoklesschwert der Nachprüfung, schwebt über dem gut sitzenden Integralhelm. Im Gepäck dabei: rund 500 Euro Gebühr für eine weitere Fahrstunde und die Prüfungswiederholung.
„Am besten direkt bestehen“ ist der hilfreiche Tipp aus der Fahrschule. Na gut, probieren wir’s.
Es geht los.
Ein paar technische Fragen: kein Problem. Abfahrtskontrolle und auf zum Grundaufgabenübungsplatz. Slalom, Bremsen. Ausweichen mit und ohne Ausweichen. Stop and Go. Dann die Angstdisziplin: Schrittgeschwindigkeitsslalom. Der hat 5 mal hintereinander beim Üben perfekt geklappt. Heute nicht: Ein Hütchen fällt.
„Kein Problem, machen wir noch einmal“ probiert mein Fahrlehrer mich zu beruhigen, aber der Puls steigt.
Zweiter Versuch, und es klappt. Gott sei dank! Meine Bekleidung ist durchgeschwitzt. Weiter geht’s.
Fahlen klappt gut. Außer in einer Situation, in der ich an der Sichtlinie noch einmal anhalte, weil der Querverkehr nicht einsehbar war.. Der Prüfer läßt mich kurz im Ungewissen, ob es gereicht hat. Es ist eine der Situationen, in denen der Daumen hoch oder runter hätte gehen können. Ich höre den Prüfer sagen „die Prüfung ist bestanden“, aber realisieren werde ich das erst eeinige Minuten später.
„Na dann man her mit dem Führerschein“ denke ich. Aber ich bekomme nur eine Prüfbescheinigung, mit der ich mich bei der Zulassungsstelle melden soll. Um den Führerschein abzuholen denke ich, und so fahre ich direkt hin.
Mit der Wartenummer 8007 sitze ich ein paar Minuten im Wartebereich, bis ich aufgerufen werde.
„Ihr Führerschein wurde noch gar nicht bestellt. Das muss wohl irgendwie durchgerutscht sein“. Na toll. Und nun?
„Wir bestellen den einfach, das dauert 4-6 Wochen. In der Zwischenzeit erhalten Sie einen temporären.“. – „Na gut, kein Problem, solange ich mit dem alles darf.“
Ein Augenpaar erscheint neben dem Monitor. „Ja, in Deutschland dürfen sie das alles fahren“. Das Augenpaar verschwindet.
Und wie sieht es in Italien aus? Ich wollte eigentlich in 3 Wochen nach Italien fahren und dort den lago Maggiore umrunden.
Wieder erscheint das Augenpaar: „In Italien ist der nicht gültig.“ – „und was darf ich dort dann fahren?“ – „nun.. nichts…“
Ich sehe meinen Traum von der Mopedtour wie eine Seifenblase in einem Comic zerplatzen.
„Das geht nicht.. ich muss! Gibt es denn nichts, was wir tun können? Gibt es keine Mögllichkeit, das zu beschleunigen?“..
„uhm.. doch. Man kann Express beantragen. Das dauert dann höchtens eine Woche.“. Ich glaube ich hab mich verhört. „Eine Woche????“ – „Ja, eine Woche“. – „Und was spricht dann dagegen?“ – „Es kostet 20 Euro Aufpreis…“
Ich spare mir eine Kostenaufstellung des gesamten Führerscheines und der Reise nach Italien und welchen Promilleanteil (was für ein passender Begriff an der Stelle) an Kosten die 20 Euro dann darstellen würden. In einem Tortendiagramm wäre die Farbe egal, die man für die 20 Euro wählt, denn man würde das Stück gar nicht sehen können, so dünn wäre es.. Alles was ich hervorbringe ist ein „ich hätte gerne die Expressvariante“.
Zwei Tage später bekomme ich einen Anruf. „Ihr Führerschein ist abholbereit“. Ich stelle keine Fragen, was an diesem Prozess normalerweise bis zu 6 Wochen dauert. Ich hole einfach nur meinen Schein ab und genieße eine wunderbare Rollertour in Italien 🙂
Zwar „nur“ mit einer 125er aufgrund des zarten Alters des Führerscheines, aber unsere Zeit wird kommen…