Eine Frage, die mich heute, bei meinem Frisörbesuch mal wieder heimsuchte, war die folgende: Was ist schlimmer, ein Besuch beim Zahnarzt oder beim Frisör?
Nun mag man auf den ersten Blick denken: Na was für ne bescheuerte Frage, der Zahnarzt natürlich! Aber ganz so einfach ist es nicht. Vielmehr gibt es einige Parallelen, die man nicht unterschätzen sollte.
Der Beginn eines Besuches verläuft recht ähnlich. Man setzt sich in einen Wartebereich, wo nur 2 Wochen alte Frauenzeitungen herumliegen, die man sich dann aber doch nimmt. Nicht zum Lesen, nur so. Oder vielleicht doch zum Lesen. Die Seiten fühlen sich etwas fettig oder klebrig an, je nachdem, ob der Leser vor einem sich zuvor die Hände eingecremt oder einfach nur nicht gewaschen hat. Bäh. Ekelpunkt für Beide! Hier macht übrigens nicht mal die Privatpatientenpraxis eine Ausnahme. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass man aus purer Langeweile manchmal sogar Zettel durchliest, wo genau drinsteht, wie sich die Karies in mehreren Phasen in den Zahn frisst und warum eine regelmäßige Prophylaxe so wichtig ist. Wahrscheinlich würde man sogar den „Wachturm“ lesen, so primitiv ist ein Menschengehirn gestrickt. Nicht mal die Broschüre „Zahnbehandlung bei Diabetis“ ist langweilig genug, als dass man sie nicht trotzdem vor lauter Langeweile in die Hand nehmen würde. An dieser Stelle also ein weiterer Minuspunkt für den Zahnarzt, zumindest wegen der längeren Wartezeiten, also 2:1.
Sobald man dran ist, kommt erstmal die Waschphase. Der Friseur wäscht einem die Haare und beim Zahnarzt kriegt man einen Plastikbecher vollgefüllt, damit man bei betäubten Backen seine Rotze besser aus dem Mund kriegt. Eindeutig ist da das Haarewaschen besser, dafür kriegt man beim Zahnarzt aber kostenlos so viel Wasser nach wie man will. Das geht beim Friseur nicht.
Nun wird es spannend. Der Zahnarzt fragt einen erst, ob man Schmerzen hat (das heißt auf der Rechnung dann „eingehende Beratung“ und kostet 40 Eur) und krokelt so lange im Mund rum, bis er was findet, und wenn er dafür ein Röntgenbild machen muss oder nur Zahnstein abkratzen. Irgendwas findet er immer. Dann gehen die Qualen los. Er bohrt eh so lange rum, wie er will, man ist hoffnungslos ausgeliefert. Von der Behandlung kriegt man dank der Betäubung eh wenig mit, aber man muss total lange den Mund auflassen, was bei mir immer eine Kieferstarre verursacht, die äußerst schmerzhaft ist (gibts denn dafür keine Narkose, verdammt?) und darf nachher mehrere Stunden lang nix essen. Dann hat man es aber geschafft.
Beim Frisör dagegen ist man zwar ebenfalls hilflos ausgeliefert, aber der eigentliche Schmerz kommt hinterher. Und hält unter Umständen wochenlang an. Wenn die Haare ab sind, sind sie ab. Die Beratung davor kostet zwar nicht extra, bringt dafür aber auch nix.
„Wie soll es denn geschnitten werden“.
„Äh.. etwas kürzer wenns geht, aber nicht zu kurz bitte.“
„Hinten mit der Maschine?“
(gedacht: mir doch egal, du blöde Kuh, hauptsache es sieht nachher nich scheiße aus) „jor, wenn Sie meinen“
Einwurf: an dieser Stelle frag ich mich immer was die Frage soll. Wenn ich ein Eis bestelle, fragen sie mich doch auch nich, ob sies mit Ihrer Eiskelle draufmachen sollen oder mit nem Löffel. Warum auch? Das Ergebnis is doch das entscheidende!
„Gut, dann schneid ich erstmal so lang (zeigt es mit den Fingern) und dann können wirs ja immer noch kürzer machen“
„ok“ (gedacht: Ich vertrau Ihnen, was bleibt mir auch übrig)
Aber wie die Frisur dann wird, hat mit dem vorgehenden Gespräch gar nichts zu tun. Ich schwitze unter dem Friseurkittel immer literweise Angstschweiß, vielleicht liegts auch an der Synthetik, wer weiß. Am Ende zeigen sie einem mit dem Spiegel Ihr Kunstwerk.
„Isses so gut?“
(gedacht: spielt das jetzt noch eine Rolle? Ab is ab, ich muss wohl damit leben!) „Ja, danke.. Super.“
Und Wenns jetzt verkackt ist, dann kriegt mans so schnell nich wieder hin. Das Geld is trotzdem weg, sofort-cash, keine Rechnung, keine Quittung, keine Rückgabe.
Manche sind wenigstens so großzügig, einen nicht die ganze Zeit über mit belanglosem Smalltalk zu quälen, der es noch nicht mal wert sein sollte, ausgesprochen zu werden. Wird er aber leider meistens trotzdem. Kann man sich dagegen wehren? Wohl eher nicht. Man könnte beim Haarewaschen versuchen einzuschlafen. Das folgende „Beratungsgespräch“ ist ja sowieso für den Kanal. Würden sie einen wecken? Oder erst wenns fertig ist? Man könnte das Gespräch ja auch abkürzen. Und realistischer gestalten:
„Na was hätten sie gerne“
„Eine Frisur, wird ja eh so wies wird“
„ok“
„danke, super.“
„Tschüss“